Thema:
Nach letzten Pressemeldungen sollen "Kinderschänder" in Polen nach der Haft chemisch kastriert werden. Der Senat billigte eine entsprechende Verschärfung des Strafrechts ohne Gegenstimme. Während Befürworter von einem "adäquaten" Vorgehen sprechen, sehen Gegner die Menschenrechte verletzt.
Kommentar:
Wer sich eingehend mit den Auswirkungen und Folgen sexuellen Kindesmissbrauchs/sexualisierter Kindesmisshandlung auseinandersetzt und beschäftigt, kommt nicht umhin, sich zwangsläufig auch mit den Tätern auseinander zu setzen, besonders, da diese in den meisten Fällen mit den Opfern blutsverwandt sind.
75 % aller Täter sexualisierter Gewalt sind nämlich mit dem Opfer verwandt. Es handelt sich in den meisten Fällen um den eigenen Vater, Großvater, Onkel oder eine andere männliche Person - der Täter und häufig deren weibliche MittäterInnen im unmittelbaren Familienverband, also im sozialen Nahbereich. Eine für Opfer erschwerend hinzu kommende unerträgliche Tatsache (Vertrauensmissbrauch) mit sehr komplexen und lebenslänglichen Belastungen.
Wer sich miit den Auswirkungen und Folgen auseinandersetzt, und dies sind meistens die Betroffenen selbst, wenn sie dies können, also (Inzest) Opfer, sowie Einrichtungen und Organisationen auf dem Sektor Menschenrechte, Opferschutz, Verbrechensbekämpfung und Prävention, der stößt irgendwann auf die Entdeckung, Erkenntnis oder das Phänomen, dass ein Großteil der Täter Opfer waren, aber nicht alle Opfer Täter werden.
Ganz abgesehen davon, dass Kindesmissbraucher und Kindesmisshandler, wie auch so genannte Pädophile mit Pädokriminellen zunehmend in eine Täterkategorie und in einen Topf geworfen werden. Ursprünglich unterschied man zwischen Kindesmisshandlern (Verbrecher) und Pädokriminellen (Fremdtäter mit abweichendem Sexualtrieb). Aber der sprachliche Eintopf ist nicht Gegenstand dieses Kommentars. Gleichwohl soll darauf hingewiesen werden, da die paradoxen Auswüchse, z.B. pädophile Täter, inzwischen seltsame Blüten treibt. Gibt es kinderliebe Täter?
Wenn es aber um Opfer geht, werden die Zahlen schnell zu Einzelschicksalen verharmlost, ist von einer verschwindend geringen Minderheit die Rede, um nicht tätig werden zu müssen, während Täter immerhin so wichtig genommen werden, dass ihnen ganze Projekte gewidmet und finanziert werden.
Eine interessante Feststellung, die einen wichtigen Ansatz oder Hinweis gibt, wenn es um die Frage nach dem "Warum", "Woher?" und "Wie können wir dieses Übels Herr werden?" geht. Es muss also irgendwo "dazwischen" noch etwas geben, das sich einer augenscheinlichen Logik entzieht.
Polen hat also nun die chemische Kastration beschlossen, was nicht mehr als eine gesellschaftliche oder juristische Reaktion bezeichnet werden kann, da die charakterlichen und seelischen Deformationen eines Täters nicht im Geschlechtsorgan, sondern ihren Sitz im Kopf haben. Wollte man "Auge in Auge, Zahn um Zahn" dieses Beispiel im Sinne eines Vorbildes konsequent zu Ende denken, müsste man solchen Tätern (und den Co-TäterInnen in ihrem Umfeld) den Kopf abschlagen, wohlwissend, dass sieben neue nachwachsen.
Genauer gesagt, die Seele, da wo frühkindliche Einflüsse (emotionale und körperliche Gewalt, traumatische Erlebnisse) zu seelischen Deformationen führen können und als solche im Gehirn gespeichert schließlich ihre Wirkung auf Hirn- und folglich andere körperliche Funktionen ausüben.
Wir müssen aber nicht auf Polen und andere benachbarte Länder blicken.
Zum Vergleich:
In Deutschland glaubte man zuletzt, mit 750.000 EURO für ein dubioses Pädophilenprojekt der Charité solcher Taten Herr zu werden, vergaß aber, die Opfer zu befragen oder gar einzubeziehen. Proteste zahlreicher Opfer-Einrichtungen, dass die so genannte Pädophilie nicht durch Gesprächstherapien "weggesprochen" oder gelindert (merke: der Täter leidet!) werden kann, wurden ignoriert, so wie Opfer und auch Opferprojekte billigend ignoriert werden. Sonst hätte man sich interessiert und den gleichen Betrag auch in die Opferbegleitung und Forschung investiert. Dann und nur dann wäre es als ein ernstzunehmendes Projekt zu bezeichnen. So aber kann es nur als ein politisches Interessenprojekt betrachtet werden.
Der Täter ist interessant - das Opfer nicht!
Würde man hier wie dort, in Polen oder in Deutschland, Opfern helfen und Tätern ernsthaft etwas entgegen setzen wollen, hätte man sich für die Erkenntnisse der Opfereinrichtungen interessiert und diese integriert. Stattdessen werden Opfereinrichtungen immer wieder in Frage gestellt und falls die überhaupt finanzielle Unterstützung erhalten, kontinuierlich zusammengekürzt. Das ist eine Ohrfeige für Gewaltüberlebende und eine lebensbedrohliche Situation für die Gesellschaft.
Dies schließt nicht aus, Täter so lange wegzusperren, wie sie an ihrem fortgesetzten Tun gehindert werden müssen.
Stuttgart, 24.10.2009
Ulrike M. Dierkes
24.10.2009, 16.21 | (0/0) Kommentare | PL
Das Schweigen der Opfer -
und warum dies gebrochen werden muss, wenn es um Menschenrechte geht
Inzest- und andere familiäre Gewaltstrukturen werden besonders durch Isolation und Geheimnis aufrecht erhalten und genährt. Das einzige Risiko für Täter ist die Aufdeckung des Verbrechens, nämlich durch das Reden des Opfers. Also ist es das erste Interesse des Täters, ihre eigene und eigentliche Angst vor Aufdeckung an das Opfer zu übertragen und weiterzugeben, damit dieses geschlossene System aufrecht erhalten bleibt, mindestens bis alles verjährt ist.
Je früher, also in jüngstem Alter des Opfers dieser Gewaltkreislauf begann, um so mehr wird das Opfer durch die Angst (Drohungen des Täters, Angstmachen vor Justiz, Kirche, Polizei usw.) auf das Schweigen als Überlebens-Strategie programmiert. Das Opfer realisiert: nur weil ich schweige, lebe ich noch, wurde noch nicht umgebracht, lebt mein Kind noch usw.
Je länger das Opfer dieses Schweigen aufrecht erhält, umso größer wird wiederum Angst, Gewissen und Schuldgefühl des Opfers. Erstens wird es durch das Schweigen durch den Täter selbst erpressbar, wird schließlich zur Mittäterin, zum Mitwissenden. Die, die helfen könnten, werden also und folglich zu bedrohlichen Personen. Angst vor Aufdeckung, Aufklärung, Wahrheit, Strafverfolgung und Mittäterschaft tritt ein. Schließlich auch die emotionale Abhängigkeit und sogar Solidarität mit dem Täter, besonders wenn es sich um einen nahen Verwandten (etwa den eigenen Vater) handelt.
In den letzten zehn Jahren begegnete ich Inzestopfern, die genau wussten, dass ein falsch angegebener Mann als Scheinvater in die Geburtspapiere ihres Inzestkindes eingetragen ist und zu Unrecht Alimente zahlt. Ich bin auch Männern begegnet, die in diesem Sinne Opfer falscher Angaben wurden und Jahrzehnte lang fälschlicherweise als Vater eines Inzestkindes Alimente zahlten, und ich musste erfahren, dass sich ein Vater-Tochter-Inzestkind das Leben genommen hat, weil sie bei ihrer Mutter vor einer Mauer des Schweigens stieß und ihre Fragen bzgl. der Vaterschaft keine Antwort fanden, folglich sie ihre Rechte nicht einfordern konnte und dadurch ihre Probleme nicht gelöst bekam.
Ich habe Opfer begleitet, denen durch das Schweigen der Opfer-Mütter sehr sehr viele Nachteile und Ungerechtigkeiten entstanden, ja deren Leben daran zerbrach, dass sie keine Gerechtigkeit und Hilfe im Sinne des OEG (Opferentschädigungsgesetz) erhielten, weil ihre Mütter Aussagen verweigerten.
Der Erhalt des §173 STGB durch das Bundesverfassungsgericht und jetzt das Urteil des Bundesgerichtshofes zum Umgang mit dem Schweigen sind längst überfällige Signale!
Mögen diese beiden Urteile endlich Menschen zu ihrem Recht verhelfen und dem Egoismus der Selbstbestimmung ein Ende setzen. Denn niemand ist eine Insel! Wir alle sind in solchen Situationen auf die Wahrheit angewiesen. Zu dieser Wahrheit haben alle Mitwissenden, also auch die Opfer selbst, beizutragen.
Hiervon sind Opfer natürlich nicht ausgenommen. Auch sie haben eine Verpflichtung zum Mitwirken. Damit Recht, also Grund- und Menschenrechte nicht nur auf dem Papier existieren, sondern auch in der Realität angewandt und umgesetzt werden.
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Ulrike M. Dierkes
Stuttgart, 10.08.2008
10.08.2008, 11.51 | (0/0) Kommentare | PL
24 Jahre lang Gefangene des eigenen Vaters
Verdacht von schwerem Inzest schockiert Österreich
Die aus dem Inzest Geborenen leiden doch gehorsamst still vor sich
hin, sie grabschen sich weder Kinder zur eigenen
Lusterfüllung, noch fordern sie gleichwertig wie Inzesttäter behandelt zu werden....
Pädophile sind in ihren Handlungen *erschröcklich* ...... sie beanspruchen DEIN, MEIN, unser Kind..... Deshalb brauchen sie besondere Aufmerksamkeit.....
27.04.2008, 22.08 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL