1,4 Tonnen appellieren an Erwachsene
Stuttgart. "Wer aber einem von diesen Kleinen, die an mich glauben, Ärgernis gibt, dem wäre es besser, wenn ihm ein Mühlstein an den Hals gehängt und er in die Tiefe des Meeres versenkt würde."
An die hundert teils zufällige BesucherInnen, Freunde und Vereinsmitglieder verfolgten am Samstag, 22. November von 15-16 Uhr die Enthüllung des „Mahnenden Mühlsteins“ am Schlossplatz vor dem Baden-Württembergi-schen Landesmuseum, die von einem Saxophonquartett der Musikschule Stuttgart, Johanna van der Hamm, Lena Staudenmaier, Jens Eisele und Sascha Vallon, umrahmt wurde.
Johannes Heibel, Dipl. Soz. Päd. (FH) und Vorsitzender der bundesweit aktiven „Initiative gegen sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen e.V.“, eröffnete mit einigen Sätzen zur Absicht der Aktion die Enthüllung. Wachrütteln und Diskussionen solle der Mühlstein auslösen und Anstoß geben, den Kinder- und Jugendschutz stetig weiter zu verbessern. Kinder müssen vor Vernachlässigung, Misshandlung und Missbrauch geschützt werden. Die Verantwortung hierfür trügen die Erwachsenen und nur die Erwachsenen.
Ulrike M. Dierkes, Autorin und Vorsitzende des M.E.L.I.N.A Inzestkinder/Men-schen aus Vergewaltigung e.V.“ Stuttgart führte aus, dass der 1,4 t schwere Mühlstein symbolisch für die Last stünde, die häufig lebenslänglich auf den Seelen der Opfer sexualisierter Verbrechen laste.
Dr. Ursula Matschke, Leiterin der Stabsstelle für individuelle Chancengleichheit von Frauen und Männern, vertrat Herrn Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Schuster. In Ihrer Rede begrüßte Sie diese bundesweite Aktion, wünschte ihr weiterhin viel Erfolg und gute Resonanz auch in Stuttgart.
Wolfgang Mayer-Ernst, Pfarrer der ev. Kirchengemeinde Stuttgart-Botnang sagte:„Der Stein soll uns ein Mahnzeichen und Stolperstein sein, nicht blind an den Anzeichen von Leid vorüberzugehen. Sondern allezeit einzutreten für das Geringe und Verletzliche. Unsere Augen nicht zu verschließen, etwa einfach wegzusehen, wo wir Anzeichen von Vernachlässigung von Kindern, Gewalt gegen Kinder, Missbrauch von Kindern sehen. Dass wir alles dafür tun, dass diese Opfer von Gewalt bei uns ein Ohr finden und einen Mund – so wie es die Bibel im Buch der Sprüche formuliert: „Tu deinen Mund auf für die Stummen und für die Sache aller, die verlassen sind.“ (Sprüche 31,8)“
Als Überraschungsgäste sorgten Darsteller der Laien-Theatergruppe Botnang mit einer kleinen Inszenierung für teils kritische und zustimmende Stimmen im Sinne der angestrebten und beabsichtigten Diskussion. Die ZuschauerInnen merkten natürlich schnell, dass es sich um eine einstudierte Inszenierung handelte.
Spontane Solidaritätsbezeugungen gingen von zufällig Anwesenden aus, so z.B. von einer Betroffenen, die durch „Wildwasser“ von der Aktion erfahren hatte und Rosen am Mahnstein niederlegte.
Auch vorbeiziehende japanische Touristen fotografierten den Mühlstein im Sinne einer imitierenswerten Aktion.
Die bundesweite Aktion „Mahnender Mühlstein“ begann in Regensburg und wird seit Samstag, 22. November in Stuttgart fortgesetzt. Alle Stuttgarter Bür-gerinnen und Bürger, und auch die Besucher der Stadt sind ganz herzlich ein-geladen den Ort des Mühlstein zu besuchen. Als Solidaritätsbekundung können Blumen und Grableuchten (evt. mit des Namensnennung) um den Stein herum platziert werden.
Bis Ende März soll der Mühlstein, der einen Durchmesser von 1,40 m aufweist und 1,4 Tonnen schwer ist, in Stuttgart verweilen. Danach will die Initiative mit dem „Mahnenden Mühlstein“ ihre Deutschlandtour fortsetzen. Nächste Standorte sollen Tübingen, Heidelberg, Gera, Saarlouis und Landshut sein. Die Initiative bemüht sich aber beispielsweise auch um die Städte München, Berlin, Saarbrücken, Cottbus, Hamburg, Leipzig und Schwerin.
Siershahn, den 24. November 2008
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25.11.2008, 15.04| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: | Ulrike M. Dierkes - Mahnmal Mühlstein, Lesung in Wolgast,